Mein offener Brief an die Hafencity GmbH (sowie in Kopie an Mopo, Abendblatt uhnd HH1) von eben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
dass die Hamburger Innenbehörde mehr Wert auf das Wohl von Touristen legt, als auf das Wohl der Bürger Hamburgs, ist durch die fast apathische und ans abiedernde gemahnende Suche nach Events ohne Bedeutung (und Stil) lange bekannt. Heute jedoch hat es mir persönlich gereicht, so dass ich mich an Sie wenden muss, denn Sie wollen hier einen Stadtteil vorantreiben, der von Hamburgern angenommen werden muss, nicht von Touris.
Heute hatte die Hamburger Innenstadt die sportlich und hanseatisch wertfreien Veranstaltungen Schlagermove und Hamburgman. Nicht nur, dass es dadurch kaum möglich war, den Stadtteil Hafencity mit dem eigenen Auto tagsüber zu verlassen, nein, selbst fast 12 Stunden nach Ende beider Veranstaltungen, war es uns nicht möglich, mit einem Taxi unseren Stadtteil wieder zu befahren. Unser tapferer Taxifahrer versuchte den Zugang Holzbrücke...gesperrt (um 5:30 Uhr), den Zugang St. Katharinen.... gesperrt (5:35 Uhr) und den Zugang Brooktorkai... gesperrt (5:37 Uhr) zu durchfahren, um uns zu unserer Heimat am Kaiserkai zu bringen. Theoretisch hätten wir jetzt also - von St.Pauli kommend - den Weg über die Elbbrücken wählen müssen, was uns 10-15 EUR mehr Taxizeche gekostet hätte.... wir gingen ab HbF zu Fuß.
Was Sie uns als Bürgern der Hafencity regelmäßig zumuten, grenzt an Vertreibung. Dass Hamburg den Tourismus für sich entdeckt hat...ok. Und auch auf dessen Einnahmen nicht verzichten will...auch ok. Aber dass der Hamburger selber und vor allem der noch euphoristische Hafencitybewohner permanent benachteiligt wird durch naive Planungen und weltfremde Theoretiker (Basketballfeld Vasco-da-Gama), ist pure Ignoranz der Bedürnisse der Menschen - ja. Menschen - die "Ihren" Stadtteil bewohnen sollen und diesen für "Ihre" Touristen mit Leben füllen sollen und damit für auswärtige Devisen attraktiver machen sollen. Sind wir nur Kulisse für Busladungen aus der Eiffel? Ja, denn sonst würden Sie sich um uns bemühen.
Das fragile Konstrukt Hafencity ist abhängig von Bewohnern, die sich in diesem Stadtteil wohlfühlen und die die völlig überzogene Sucht des Hamburger Senats nach kulturell wertfreien Massenveranstaltungen mittragen. Das wollen wir gerne tun, weil man ahnen musste, was einen in der Innenstadt - und speziell im Stadteil Hafencity - erwartet. Aber warum dürfen wir nicht mal mehr nach Hause? Sind wir Ihnen gar nichts wert? Sind wir Experimentiermasse Ihrer stadtplanerischen Phantasien? Bei allen HSH-Nordank-Runs, Cruise-Days, QM2-Days, Hafencity-Runs, Schlagermoves etc. wo ab früh morgens Hunbschrauber über unseren Häusern stehen, Garagen blockiert sind, Touris in unser Fenster gaffen oder gar in unser Wohnungen eindringen, reisst man sich zusammen, aber wenn man dann von Hbf zu Fuss heim muss, weil irgendwelche volltrunkene, gröhlende und debile Menschen mit peinlichen Perücken auf dem Kopf (vermutlich aus dem hamburger Umland) wichtiger zu sein scheinen, als der eigene steuerzahlende Bürger, dann reichts!!!
Bitte erkennen Sie endlich, dass die Hafencity kein Experimetierfeld ist, sondern dass hier Bürger der Freien und Hansestadt Hamburg ihr Leben leben wollen. Und dass WIR das Leben hier ausmachen und diesen Stadtteil auch für Auswärtige attraktiv machen. Wenn Sie so weitermachen, werden sich viele Menschen diesem Stadtteil wieder abwenden, weil er unattraktiv wird. Trotz Elbblick!!
Ich glaube, wir Hafencity-Bewohner sind alle sehr enthusiastisch, aber vergessen Sie uns nicht. Denn das passiert in letzter Zeit viel zu häufig.
Mit freundlichen Grüßen
Mirco Hölling
Am Kaiserkai 5
20457 Hamburg (Hafencity)
P.S.: Eine Kopie dieser Mail werde ich an die Redaktionen vom Abendblatt, der Mopo und an Hamburg 1 versenden.