Bezirk Mitte bald zuständig für die HafenCity? Gutes oder schlechtes Omen?

  • Liebe Leute,


    zeugt diese Diskussion von beschämender Arroganz?


    Was können wir konkret für unsere Zukunft in dieser Stadt tun, die an jeder öffentlichen Stelle für jede Bürgerin und jeden Bürger gleiche soziale und demokratische Chancen ohne Privelegien für die bieten sollte, die ohnehin schon viel Glück im Leben an diesen Platz geführt hat?


    Verhindert mit allem, was in euren Möglichkeiten steht, dass auch nur Teile dieser Beiträge in die Öffentlichkeit gelangen. Die "Verschmutzung" unseres Rufes wäre stärker als die irgendeines weniger häufig gesäuberten Platzes und hartnäckiger als jedes Graffiti. Anstatt wirkungslosen selbstgefälligen Geredes könnte sich jeder und jede aufmachen und einen selbst gewählten Beitrag leisten, alle Plätze im Bezirk Mitte so zu gestalten, wie es die Hafencity beispielhaft vorlebt. Geben und teilhaben lassen ist menschlicher, demokratischer und fühlt sich viel besser an als raffen, blocken und ausgrenzen.


    Ich weiß, viele von euch werden die Worte als polemisch, verklärt emotional, irrational oder sonstwie verklärt empfinden oder hinstellen wollen, insofern habe ich lange überlegt, ob ich sie absende. Das Ergebnis meiner Überlegungen habt ihr gerade gelesen, betrachtet es im besten Sinne als Hilfe(auf)ruf für alle, denen es weniger gut geht als uns. Hamburg lebt von unserem Gemeinsinn, nicht von unserer Segregation.


    Ralf

  • Es mag sein, dass einzelne über das Ziel hinaus schießen, aber die angedeutete Art der Diskussion findet doch gar nicht statt. Weder hier im Forum, noch unter den Anwohnern und auf gar keinem Fall im Kesselhaus.


    Bei der Bemühung um eine qualitätsvolle Zukunft unseres Stadtteils geht es gerade nicht um die Sicherstellung von Privilegien einzelner. Denn die HafenCIty gehört nicht einigen wenigen, sondern steht gerade mit ihren öffentlichen Plätzen und Promenaden alle Bürgern dieser Stadt und ihren Besuchern zur Verfügung. Der Zugang zum Wasser wird grundsätzlich nicht durch private Grundstücke blockiert. Selbst in der neuen Unilever-Zentrale wird das Erdgeschoß und damit der Weg zur Elbe allen offen stehen.


    Wir erleben jeden Tag wie gut dieses Angebot von Hamburgern und Touristen angenommen wird. Selbst im Janaur waren an den Wochenenden die Promenaden bevölkert. Und die Anwohner allein könnten den "Sommer auf den Magellan-Terassen" auch nicht mit Leben füllen. Spaziergänger, Skater, Basketballspieler, Tangotänzer, etc kommen aus allen Stadteilen in die HafenCity um hier ihre Freizeit zu verbringen. Diese Attraktivität des öffentlichen Raumes machen sowohl die einzigartige, zentrale Lage am Wasser und die Gestaltung der Plätze und Promenaden aus. Aber auch eine Verwaltung mit viel Fingerspitzengefühl und dem Gespür für das richtige Maß. Beispielsweise für die behutsame Integration von Veranstaltungen. Wer war nicht begeistert vom sehr stimmungsvollen Hafengeburtstag auf den Pontons?


    Die Anzahl der Besucher in der HafenCity wird sich in den nächsten Jahren stetig steigern. Ein besonders stark frequentierter Stadtteil bedarf besonderer Maßnahmen. Wer da nur an die Müllbeseitigung denkt, der hat zu kurz gedacht.


    Um allen Hamburgern und den Besuchern unserer Stadt auch zukünftig eine hohe Aufenthaltsqualität auf den Plätzen und Promenaden der HafenCity sicherzustellen ist weiterhin eine sorgfältigen Betreuung notwendig. Die HafenCity GmbH hat diese Aufgabe bislang gut gemeistert. Für jede außenstehende Institution dürfte es schwer sein in ihre Fußstapfen zu treten...


    HafenHaase

  • Lieber Ralf,


    es zeugt von Feinfühligkeit mit der Du Dich um den Ruf der HafenCity und deren Mensch sorgst.
    In der Tat könnte man die Bemühungen um eine außergewöhnliche Bewirtung des Areals HafenCity als vermessen halten. Da bist Du nicht der Erste und es ist gut das mal anzusprechen.


    Vorab eine Zitat aus Wikipedia: Arrogant/Hochmut seien insbesondere „Leute die auf Andere herabsehen und sich für etwas Besseres halten“

    Ist das so?


    HafenHase hat es bereits auf den Punkt gebracht. Es geht nicht nur darum, dass die Anwohner und die Menschen die hier Arbeiten einen schönen Flecken Erde für sich alleine haben. Es geht darum, dass ALLE Menschen diesen nutzen und erleben können. Mit ALLEN meine ich wirklich ALLE. Denn mit der Elphi z.B. wird auf Dauer der Anteil nicht deutscher Besucher wohl erheblich ansteigen. Das ist gut für Hamburg! Das ist gut für die Menschen in der Stadt.

    Was ist daran schlecht, wenn man so begeistert von einer Sache ist, dass man selber an seiner Gestaltung teilnehmen möchte?
    Was ist daran schlecht zu versuchen für etwas Besonderes und Außergewöhnliches eine, sagen wir mal nicht standardisierte Lösung zu finden?
    Was ist daran schlecht aus vielen Erfahrungen heraus vorher aktiv zu werden?
    Was ist daran schlecht Menschen eine Umgebung zu bieten die sie emotional berühren kann?


    Wenn Du einmal mitbekommen hast, wie Liebespärchen in lauen Sommernächten romantisch vor der Kulisse des beleuchteten Hafens und der Kaiser-Perle sitzen, dann merkt man, dass die Bemühungen diesen Stadtteil für alle zu öffnen schon jetzt gelungen ist!


    Damit aber alles Dieses in seiner unglaublich mannigfaltigen Komplexität auch funktioniert bedarf es einer feinfühligen und professionellen Betreuung. Und nur darum geht es. Von alleine kommt so etwas leider nicht.
    Hochachtung für die derzeitigen Verantwortlichen!


    Du verwendest sehr harte Worte woraus man schließen kann, dass Dich das sehr berührt. Du solltest dabei aber auch bedenken, dass Du Menschen die sich sehr Bemühen ihren Lebensbereich für sich und Andere so lebenswert wie möglich zu gestaltet verletzten könntest.
    Dieses Engagement steht jedem Bürger dieser wunderschönen Stadt frei - und das ist aus meinem Verständnis auch ein Teil von Demokratie.
    Deine Adjektiven liste kann ich beim besten Willen hier nicht wiederfinden.


    Schon jetzt profitiert der Bezirk Mitte von der Ausstrahlungskraft der HafenCity. Den die Verbindungsachse zwischen der Innenstadt und hier wird eine neue Qualität der Nutzung nach sich ziehen.


    Zuletzt sei die Frage erlaubt: Warum fahren die Herr scharren von Besuchern nicht in die anderen schönen Stadtteile dieser Stadt? Irgendetwas muss doch die Menschen bewegen hier her zu kommen. Das passt aus meinem Verständnis nicht zu Begriffen wie "ausgrenzen" und "blocken", sondern eher zu "teilhaben lassen".


    Mit lieben Gruss
    Michael

  • Es ist meines Erachtens nicht zu erwarten, dass die öffentliche Diskussion insbesondere in den bekannt differenziert reflektiert berichtenden Massenmedien unserer Stadt ;) den scheinbar gut gemeinten Initiativen folgen würde. Und das vielleicht garnicht so sehr zu Unrecht.


    Was spräche dagegen, unser Bezirksamt mit allen Kräften, die jetzt in den Auf- und Ausbau von Alternativstrukturen fließen oder fließen sollen, zu unterstützen, um den besonderen Anforderungen besonderer Orte gerecht zu werden?


    Was spräche dagegen, diese aller Ehren werten Energien zu verwenden, die Attraktivität unseres Stadteils als Keimzelle einer beständig wachsenden Attraktivität unseres Bezirkes zu betrachten?


    Was spräche dagegen, die beachtenswerte Initiative eines Thomas Friese zum Ausbau des Entenwerders in bezirks-nachbarschaftlicher Solidarität aufzunehmen und nach Kräften zu unterstützen, beizutragen, anfassbar die Brücke zu bauen zwischen einer stadtoffenen Hafencity und einem ersten Stadteil, dem es bisher nicht so gut ging?


    Was spräche dagegen, auf unsere demokratisch legitimierten Vertreterinnen und Vertreter im Bezirksparlament und unsere ebenso legitimierten Angehörigen der Bezirksexekutive zuzugehen, um konstruktiv einen breiten Verbesserungsprozess anzustoßen?


    Was spräche dagegen, bürgerschaftliches Engagement zu beweisen und die Ballung von Knowhow und materiellen Möglichkeiten unseres Stadtteils in das Wohl des gesamten Bezirkes zu investieren?


    Was spräche dagegen, Mitbürgerinnen und Mitbürgern unserer Stadt zu beweisen, dass wir erkannt haben, dass die heutige Hafencity eine wirtschaftliche und kulturelle Leistung aller in dieser Stadt ist?


    Was spricht dafür, einem verfassungsgemäßen Organ unserer Stadt vorab die Kompetenz abzusprechen, auch einmal den schönen und angenehmen Aufgaben gerecht zu werden, die sich aus der Gestaltung unseres Gemeinwesens ergeben?


    Was spricht dafür, den gewählten Vertreterinnen und Vertretern im Bezirk und den Beschäftigten des Bezirksamtes von vornherein jede Chance zu verwehren, mit guten Dingen und guten Mitteln gut umzugehen?


    Was spricht dafür, neue Gräben auszuheben und alte zu vertiefen?


    Was spräche dagegen, offen und ohne Vorbehalte auf diese Menschen zuzugehen und die eigenen Anliegen unter Beachtung der demokratischen Gepflogenheiten vorzutragen und Mitarbeit und Unterstützung in jeder denkbaren Form anzubieten?


    Ich glaube, die stimmungsvolle Ausleuchtung von Pontons ist eine der leichteren Aufgaben, die unsere Dienstleisterinnen und Dienstleister im Bezirksamt gerne koordinieren würden. Fragen wir sie doch einmal, bevor wir anfangen, unsere eigenen handsignierten Glühfäden zu produzieren.


    Und - erlaubt mir diese vielleicht nicht ganz faire Bemerkung - Begeisterungen sind kein Argument, schon zu viele (Geister) mussten wir vertreiben, die wir riefen.


    Ich werde auf jeden Fall mit aller Kraft dafür eintreten, dass unsere Hafencity nicht zur politisch-organisatorischen Enklave unsere Stadt entwickelt wird, quasi zum exterretorialen Gebiet, das dem Einfluss unserer gewählten Vertreterinnen und Vertreter und der legitimierten Exekutive entzogen wird, indem wir über privatwirtschaftlich organisierte "Betreuung" zu einem gelebten "One Euro, one vote!" degenerieren.


    Auch damit - ich weiß - setze ich mich dem Risiko der Einschätzung als unverbesserlicher Moralist aus. Es ist allerdings meine Überzeugung, dass uns Gemeinwesen nur gelingen wird, wenn wir ein wenig demokratische Moral auch in unser Alltagshandeln einfließen lassen.


    Ralf

  • Lieber Ralf, liebe Nachbarinnen und Nachbarn aus der HafenCity!


    Ich danke Ralf für seinen sehr besonnenen und starken Beitrag.


    Ich würde mich sehr freuen und halte es auch für unbedingt notwenidg, dass wir die HafenCity als einen Stadtteil positionieren, der so ist, wie wir es im Claim von St. Katharinen sagen: klug, mutig, schön - ein Ort in Hamburg, von dem eine starke Kraft ausgeht nicht nur für sich selbst, sondern für die ganze Stadt und vor allem auch für die Nachbarquartiere am Hafen.


    Das meint der Pastor,


    Beste Grüße über den Zollkanal,


    Frank E.

    Pastor Frank Engelbrecht
    Hauptkirche St. Katharinen - Flusschifferkirche

  • ;)


    Habe mich inzwischen etwas schlau gemacht, eine eigene Bezirksverwaltung kommt für die Hafencity aufgrund der zu geringen Einwohnerschaft nicht in Frage. Die derzeitige Hafen City GmbH hat andere Aufgaben und ist deshalb auch keine Alternative. An der Bezirksverwaltung Mitte geht kein Weg vorbei, es kommt jetzt darauf an, eine Institution zu gründen, in der die Interessen des HC gebündelt werden und die ein kompetenter Gesprächspartner für die Behörde ist, alles andere halte ich für Träumereien, die uns sicherlich nicht die Sympathie vom Bezirksamt und der übrigen Einwohner einbringen.

  • Ich finde Ralfs Beitrag erfreulich und bedenkenswert. Einem Impuls folgend habe ich bei der Abstimmung für die weitere Betreung der HC durch die HC GmbH gestimmt, aber wahrscheinlich waren hier auch schon eine ganze Menge egoistischer Motive (wohlgemerkt : Bei mir, ich maße mir nicht an, für andere zu sprechen) ausschlaggebend.


    Wir sollten aufpassen, dass kein Einigelungsprozess losgeht. Hin und wieder meine ich, Ansätze hiervon zu entdecken. Wir wollen keine Falschparker, Skater, Graffitis, Bars, Geräusche... alles, was eine offene Innenstadt eben ausmacht und nun noch eine exklusive Verwaltung. Ich provoziere und überspitze durchaus bewusst und nehme mich selber gar nicht heraus. Ebenso habe ich Hochachtung vor vielen hier, die sich offen oder im Verborgenen für die Belange der HC - auch als Anlaufpunkt für Nichtanwohner - sehr rührig und mit bemerkenswertem Energie- und nicht zuletzt Zeiteinsatz engagieren.


    Trotzdem tut Ralfs Beitrag der Diskussion gut, denn er regt zum Denken an und stellt einen radikalen Kontrapunkt dar zu den vergangeheitlich häufig weitestgehend unisono klingenden Meinungsäußerungen der anderen Teilnehmer diese Forums ansonsten (auch hier nehme ich mich selber nicht heraus).


    Die HC darf m.E. kein exklusiv-spießiger Klüngelclub werden (oder solchen Anschein erwecken; wir als Anwohner stoßen jetzt schon auf viel Misstrauen und vorurteilsbehaftete Haltungen in der Stadt a la "Da wohnen ja nur Millionäre"). Sie darf aber auch kein seelenloses Touristikvehikel wie der Potsdamer Platz oder etliche Ex-Weltsausstellungsflächen wie Lissabon oder Barcelona (beides auch am Wasser) oder sonstige Playmobildörfer werden. In meiner Vorstellung wird die HC bunt und lebendig, modern und weltoffen und hoffentlich auch ein wenig frech.


    Ich habe keine abschließende Meinung, was nun das richtige wäre, Bezirksamt, HC GmbH oder ein dritter Weg, finde Ralfs Beitrag aber sehr wertvoll und möchte ihm dafür danken.


    Liebe Grüße
    Mirco

  • Lieber Ralf,


    erst ein mal möchte ich Dir sagen dass es mich beeindruckt wie Du gegen den Mainstream anschreibst und eine Lanze für die demokratische Moral brichst.


    Dafür möchte auch ich Dir danken und ziehe den Hut.


    Du schreibst dass Du Dich dem Risiko der Einschätzung als unverbesserlicher Moralist aussetzt. Nun ich denke, wenn dem so ist, so bin ich es auch !


    Ich schliesse mich Deiner Meinung an. Ich finde Mirco's Beitrag sehr gut und kann nur zustimmen.


    Sie geben der Diskussion eine sehr erfreuliche Wende und ich werde tun was ich kann damit demokratische Moral im HafenCity Alltag eine Selbstverständlichket ist ..... auf dass sie klug, mutig und schön wird !


    Schönen Abend !
    Marcus

  • Moin,


    ich finde diese Diskussion eigentlich sehr differenziert in jede Richtung, jede Meinung ist durchaus nachvollziehbar.


    Ich denke allerdings, die HAFENCITY ist erst fertig, wenn auch im Osten bis zu den Elbbrücken (der Masterplan umfaßt die Quartiere bis zu den Elbbrücken - erst dann ist er abgearbeitet) Menschen wohnen und deshalb sollte die Hafencity erst danach an den Bezirk entlassen werden. Bis dahin haben wir uns zu einem "stabilen", homogenen Stadtteil entwickelt, der dann nicht mehr die wirklich gute Betreuung durch die HC -GmbH braucht. Die meisten Feste (Events) haben sich eingebürgert, die Abläufe sind selbstverständlich und die Stadt hat uns angenommen, weil dieser Stadtteil gut für alle Hamburger und Touristen, die Geld in unsere Stadt bringen, ist, nicht nur für die Bewohner - wir werden ja leider lieber stignatisiert (allerdings nehme ich das nur aus der Presse wahr, die aber langsam auch zurückrudert - alles wird gut.....).


    Aus diesem Grund werde ich mich überall vehement dafür einsetzen, daß die Übergabe an den Bezirk Mitte erst nach Fertigstellung der gesamten HAFENCITY stattfindet und nicht schon nach Fertigstellung der Straße Am Kaiserkai und angrenzender Straßen. Natürlich wird man die Straßen widmen müssen, das ist ok.


    Das Bezirksamt als Nachbar im Überseequartier ist herzlich willkommen und kann sich in den Jahren "mit Sitz im Ausland" schon mal einleben und uns - und die Besonderheiten des Stadtteils - verstehen lernen. Wir werden dann ganz einfach zusammen wachsen.


    Ich würde mich freuen, wenn man sich auch bei uns Ureinwohnern auf diesen Zeitraum einigen könnte, auch um die vielen neuen Nachbarn, die hinzu kommen werden, einbinden zu können.


    :thumbup: So long.......


    Otti

  • Ich danke Ralf für seinen sehr besonnenen und starken Beitrag.


    Ich würde mich sehr freuen und halte es auch für unbedingt notwenidg, dass wir die HafenCity als einen Stadtteil positionieren, der so ist, wie wir es im Claim von St. Katharinen sagen: klug, mutig, schön - ein Ort in Hamburg, von dem eine starke Kraft ausgeht nicht nur für sich selbst, sondern für die ganze Stadt und vor allem auch für die Nachbarquartiere am Hafen.


    Frank Engelbrecht bringt es im zweiten Absatz auf den Punkt: "Ein Ort in Hamburg, von dem starke Kraft ausgeht ..." um nichts anderes machen sich viele Leute hier im Forum Gedanken. Vor diesem Hintergrund wurde die Diskussion gestartet, die nun scheinbar durch den "starken Beitrag" von ralfboehme zum Erliegen gekommen ist. Werden doch in dem Beitrag praktisch nur Fragen gestellt, die scheinbar zum Nachdenken anregen aber letztlich auf eines herauslaufen: Bezirksamt Mitte kann es am besten - es bleibt am besten alles so wie es ist! Alles andere ist (so wird unterstellt), undemokratisch und unsozial. Das aber nur als Einleitung:


    Wenn man die Fragen von ralfboehme sortiert, unterteilen sie sich in drei Blöcke:


    A. Eintreten für die Beibehaltung des "Status Quo" und Unterstellung mangelnden Demokratieverständnisses des "Mainstreams" hier im Forum:



    B. Legitimierung von Fragenblock A durch Unsinn und moralinsaure Polemik:



    Dies möchte ich aber nicht so stehen lassen - hat sich doch dieses Forum aus berechtigter Kritik der ersten HafenCity-Bewohner an der Planung des Sandtorkais (Radwege, Fußgängerübergänge, Lichtkonzept, Begrünung, Parker etc.) etabliert. Viele der damals Beteiligten haben mit dem zuständigen Bezirksamt Mitte (besonders mit seiner Führung) gelinde gesagt nicht die besten Erfahrungen gemacht. Erst unter allergrößtem Druck unter Einschaltung der BSU (auch Prof. Walter) konnten einigen Dinge korrigiert werden, auch wenn der Sandtorkai immer noch keinen Schönheitspreis gewinnen wird.


    C. Aber etwas ändern möchte er wohl auch:


    Was spräche dagegen, diese aller Ehren werten Energien zu verwenden, die Attraktivität unseres Stadteils als Keimzelle einer beständig wachsenden Attraktivität unseres Bezirkes zu betrachten?


    Was spräche dagegen, die beachtenswerte Initiative eines Thomas Friese zum Ausbau des Entenwerders in bezirks-nachbarschaftlicher Solidarität aufzunehmen und nach Kräften zu unterstützen, beizutragen, anfassbar die Brücke zu bauen zwischen einer stadtoffenen Hafencity und einem ersten Stadteil, dem es bisher nicht so gut ging?


    Was spräche dagegen, bürgerschaftliches Engagement zu beweisen und die Ballung von Knowhow und materiellen Möglichkeiten unseres Stadtteils in das Wohl des gesamten Bezirkes zu investieren?


    Das eine schließt das andere nicht aus. Das Beispiel Thomas Friese bringt doch die gesamte Diskussion hier auf den Punkt. Das allerbeste Beispiel, was eine private Initiative Abseits von eingefahrenen Strukturen bewirken kann - das ist Hamburger Bürgersinn und Demokratieverständnis in seiner schönsten Form. Wir als Stadt bräuchten viel mehr dieser Initiativen!


    Ich hoffe, hiermit diese für die HafenCity und den Bezirk Mitte wichtige Diskussion wieder in Gang zu bringen und zwar getreu dem Motto: Klug, Mutig, Schön!

  • Die HafenCity ist dem Bezirk Mitte zugeordnet. Wie wir am letzten Mittwoch erfahren haben, ist dies in Bezug auf die Straßen und privaten Grundstücke aus diversen Gründen notwendig und sinnvoll. Es geht hier also nicht darum, die grundsätzliche Zuordnung zu einem Bezirk zu verhindern. Es geht auch nicht um die Extrawurst einiger Priviligierter. Und es geht auch nicht darum, einem Bezirksamt grundsätzlich Kompetenzen abzusprechen.


    Es geht um die Betreuung der öffentlichen Plätze und Promenaden durch eine Institution, die darin Erfahrung sammeln konnte.


    Das Megaprojekt HafenCity geht in eine neue Phase. Mit der Widmung des Kaiserkais ist ein Meilenstein erreicht. Der Übergang von einer Projektphase in die nächste ist oft heikel, besonders wenn die Beteiligten wechseln. Wie übergibt man das Staffelholz, ohne dass es runterfällt? In der privaten Wirtschaft käme niemand auf die Idee, Erfahrungen und Kompetenzen, die in der ersten Phase erworben wurden, nicht in die nächste Phase zu übernehmen. Die HafenCity ist als Projekt einzigartig in Hamburg. Erfahrungen haben also diesbezüglich nur diejenigen sammeln können, die bislang beteiligt waren.
    Warum also lässt man die Plätze, die unseren Staddteil am stärksten prägen, nicht in erfahrenen Händen? Wie kann die lückenlose Übergabe der in den letzten Jahren erworbenen Erfahrungen sichergestellt werden? Brauchen wir Alternativen zur reinen Verwaltung durch den Bezirk oder ggf. eine Unterstützung bzw. Ergänzung? Wenn ja, wir kann die aussehen?


    Ich hatte mir von der Diskussion hier im Forum die sachliche Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen versprochen. Bislang habe ich das leider nicht entdecken können.


    HafenHaase

  • Ralf hat ja einige Fragen aufgeworfen. Dazu meine Meinung:


    Quote

    Zitat ralfboehme:
    Es ist meines Erachtens nicht zu erwarten, dass die öffentliche Diskussion insbesondere in den bekannt differenziert reflektiert berichtenden Massenmedien unserer Stadt den scheinbar gut gemeinten Initiativen folgen würde. Und das vielleicht garnicht so sehr zu Unrecht.


    D.h. also, nur weil man Polemik, Neid und Falschberichterstattung fürchtet, soll man nicht versuchen die Dinge zu verbessern? Die Folge wäre wohl Durchschnittlichkeit und trauriges Mittelmaß. Dies soll aber nicht der Maßstab für die Hafencity sein.



    Quote

    Zitat ralfboehme:
    Was spräche dagegen, unser Bezirksamt mit allen Kräften, die jetzt in den Auf- und Ausbau von Alternativstrukturen fließen oder fließen sollen, zu unterstützen, um den besonderen Anforderungen besonderer Orte gerecht zu werden?


    Ist denn die Unterstützung dort gewollt? Vom Bezirksamt hat sich hier ja noch niemand geäußert. Es gab auch keine Infoveranstaltung o.ä., um die Anwohner zu informieren und Vorschläge, Wünsche oder Unterstützung zu erfragen. Vielleicht ist man ja auch wenig begeistert, mit zusätzlichen Aufgaben belastet zu werden? Ich weiß es nicht.
    Ich weiß jedoch, dass die „Alternativstruktur“, nämlich die Hafencity GmbH, bereits jetzt sehr gute Arbeit leistet. Ich sehe dort daher eine weitaus bessere Basis, auf der man aufbauen kann.



    Quote

    Zitat ralfboehme:
    Was spräche dagegen, auf unsere demokratisch legitimierten Vertreterinnen und Vertreter im Bezirksparlament und unsere ebenso legitimierten Angehörigen der Bezirksexekutive zuzugehen, um konstruktiv einen breiten Verbesserungsprozess anzustoßen?
    Was spräche dagegen, bürgerschaftliches Engagement zu beweisen und die Ballung von Knowhow und materiellen Möglichkeiten unseres Stadtteils in das Wohl des gesamten Bezirkes zu investieren?


    .. und wäre unser bürgerschaftliches Engagement nicht noch größer, wenn wir unser „Know How und unsere materiellen Möglichkeiten“ in das Wohl der gesamten Stadt und der gesamten Welt investieren würden?
    Ja sicher! Aber ich würde sagen, eine völlig unrealistische Einschätzung der „Möglichkeiten unseres Stadtteils“ spricht dagegen. Fangen wir doch ganz bescheiden vor der eigenen Haustür an.



    Quote

    Zitat ralfboehme:
    Was spricht dafür, einem verfassungsgemäßen Organ unserer Stadt vorab die Kompetenz abzusprechen, auch einmal den schönen und angenehmen Aufgaben gerecht zu werden, die sich aus der Gestaltung unseres Gemeinwesens ergeben?
    Was spricht dafür, den gewählten Vertreterinnen und Vertretern im Bezirk und den Beschäftigten des Bezirksamtes von vornherein jede Chance zu verwehren, mit guten Dingen und guten Mitteln gut umzugehen?


    „Gute Dinge und gute Mittel“ gehen i.d.R. im großen Topf des Haushalts auf. Ein Bezirksamt muss sich naturgemäß um den gesamten Bezirk kümmern. Und der ist groß und hat viele differierende Bedürfnisse.


    Mit der „Verwehrung von Chancen“ hat dies nichts zu tun. Für das Gebiet Hafencity bestehen schlichtweg besondere Anforderungen, die von einer darauf spezialisierten Verwaltung besser erfüllt werden können.


    Es geht hier auch nicht darum, „schöne und angenehme Aufgaben“ zu verteilen, sondern um ein professionelles Management für ein international beachtetes Gebiet.



    Quote

    Zitat ralfboehme:
    Was spräche dagegen, offen und ohne Vorbehalte auf diese Menschen zuzugehen und die eigenen Anliegen unter Beachtung der demokratischen Gepflogenheiten vorzutragen und Mitarbeit und Unterstützung in jeder denkbaren Form anzubieten?


    Ein Forum, in dem die Anwohner „eigene Anliegen vortragen“ sowie „Mitarbeit und Unterstützung anbieten“? Realisiert so etwas nicht seit langem die Hafencity GmbH, z.B. mit den regelmäßigen Info-Abenden?


    Mit Hr. Menzel haben wir einen persönlichen Ansprechpartner, der sich um unsere Anliegen kümmert. Der Geschäftsführer persönlich, Hr. Bruns-Berentelg, informiert uns regelmäßig im Kesselhaus über den aktuellen Stand und neue Entwicklungen und steht unseren Fragen Rede und Antwort. Dies übrigens, wie ich aufgrund der Zeiten annehme, auf Kosten seiner Freizeit.


    Bei den erwähnten „gewählten Vertreterinnen und Vertretern im Bezirk und den Beschäftigten des Bezirksamtes“ ist mir dies alles bisher wohl einfach entgangen.


    Bei der Hafencity GmbH sehe ich großen persönlichen Einsatz, Kompetenz und gute Ergebnisse. Außerdem einen offenen und konstruktiven Dialog mit den Anwohnern und das Alles aus eigener Initiative.


    Auch in anderen Stadteilen und Städten, in denen ich vorher gewohnt habe, ist mir eine solche Qualität bisher nicht begegnet. Einen Mangel an „demokratischen Gepflogenheiten“ kann ich nicht erkennen. Im Gegenteil: Die Hafencity GmbH setzt einen Maßstab in Sachen Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung.



    Quote

    Zitat ralfboehme:
    Ich glaube, die stimmungsvolle Ausleuchtung von Pontons ist eine der leichteren Aufgaben, die unsere Dienstleisterinnen und Dienstleister im Bezirksamt gerne koordinieren würden. Fragen wir sie doch einmal, bevor wir anfangen, unsere eigenen handsignierten Glühfäden zu produzieren.


    Richtig, fragen wir sie doch einmal. Das haben wir z.B. vor ca. zwei Jahren getan, als es um die Beleuchtung des Sandtorkais ging und statt der schönen Straßenlaternen die häßlichen Peitschenlampen aufgestellt wurden.


    Wir haben gefragt und auch eine ehrliche Antwort bekommen: es war kein Geld da. Ob es stimmungsvoll ist, hat niemanden gekümmert. Hauptsache es war billig.


    Basierend auf dieser Erfahrung teile ich Deinen Glauben daher nicht.



    Quote

    Zitat ralfboehme:
    ... Begeisterungen sind kein Argument, schon zu viele (Geister) mussten wir vertreiben, die wir riefen.


    Richtig, Stagnation vermittelt Sicherheit. Neues wagen kann auch mal unbequem werden.




    Stephan

  • Guten Tag !


    Dem Neuen kritisch gegenüber zu stehen ist nicht immer ein Zeichen von Stagnation und nicht alle neuen Wege führen unweigerlich in eine schlechtere Zukunft.


    Es sind für mich hier zwei Ängste zu spüren und ich kann beide nachempfinden


    Die Eine ist die Angst vor einem Quartier dass verwahrlost und unattraktiv wird und in dem die Lebensqualität sinkt. Wer sich ein mal in die City Nord aufgehalten hat kann sich, denke ich, ein sehr gutes Bild dieser Angst machen.


    Die Andere ist die Angst vor einem Quartier für Privilegierte, eine Insel der Bessergestellten, nach amerikanischem Vorbild, bei dem die Security am Besten schon am Eingang prüft ob man ins Quartier passt oder nicht. Ich übertreibe, ich weiss !


    Ich persönlich schwanke zwischen beiden Ängsten denn weder im einen noch im anderen Quartier möchte ich leben.


    Die Landungsbrücken gehören zum Bezirk Mitte, die Elbchaussee zum Bezirk Altona, der Stadtpark zum Bezirk Nord, ( allerdings auch die City Nord ) und Volksdorf zum Bezirk Wandsbek. Überall halten sich viele Menschen auf oder Leben Menschen mit hohen Ansprüchen an die Lebensqualität und es scheint zu funktionieren.


    Auch sehe ich, mit Freude, dass hier in der HafenCity etwas entstanden ist und noch weiter entsteht was in seiner Qualität zum Wohle aller die sich hier aufhalten erhalten werden muss.


    Wenn die HafenCity GmbH die öffentlichen Räume und die Park's weiter betreut und sich um ein intaktes soziales Netz kümmert, die Müllproblematik in den Griff bekommt und für eine schöne HafenCity sorgt, dann ist das zu begrüssen da es dem Wohle aller dient und unseren Lebensraum attraktiv macht. Dahinter kann ich stehen.


    Um das zu erreichen brauchen wir eine geschlossene Meinung welche gegenüber dem Bezirk und dem Senat vertreten werden kann. Eine geschlossene Meinung entsteht selten aus Ängsten und oft aus Klarheit.


    Wir haben verschiedene Ansichten, verschiedene Ängste, doch ich denke wir können eine Lösung finden in dem wir klar definieren was wir von einer HafenCity GmbH erwarten und was wir vom Bezirk erwarten. Wenn darüber Klarheit besteht wäre ein Vorschlag, die Abstimmung noch ein mal durchzuführen.


    Ich versuche mal einen Anfang:


    HafenCity GmbH:


    Pflege der Terrassen und öffentlichen Plätze
    Pflege der Bäume
    Müllentsorgung Terrassen und öffentlichen Plätze ( Strassen ? )
    Verlust persönlicher Ansprechpartner
    Soziales Netzwerk



    Bezirksamt Mitte:


    Strassenreinigung
    Einhaltung der StVO
    Ordnungsdienst
    Sonstige hoheitliche Aufgaben



    Lieber Gruss
    Marcus

  • Hallo Markus,


    ich danke Dir für Deinen konstruktiven Beitrag. Mir fallen folgende Ergänzungen ein:


    Zuständigkeit HafenCity GmbH:
    -Events in der HafenCity
    -Traditionsschiffhafen und Marine (sofern nicht in "öffentlichen Plätzen" enthalten)
    -Moderator bei zu erwartenden Herausforderungen bei Nutzungsbeginn Elbphilharmonie



    Zuständigkeit Bezirk Mitte:
    -Wahlkreis gehört zu Mitte (auch Bürger der HafenCity wählen die Bezirksversammlung Mitte)
    -alle bürgernahen Dienstleistungen der Verwaltung (soziale Dienste, Einwohnerwesen, Prüfung von Bauvorhaben, etc)


    Wäre schön, wenn noch mehr ihre Erwartungen hier formulieren. Um irgentwas zu bewegen benötigen wir tatsächlich eine geschlossene Meinung. Vielleicht ist die auf dieser Basis ja vorhanden?


    Gruss
    HafenHaase


  • Dann mol to, lieber Bezirk Mitte

  • Das ist ja ernüchternd! Nach Beinbruch dürfte es für einige dann ja nun auch noch Achsbruch heißen.


    Bleibt abzuwarten, ob die Unmengen von Streumitteln auf Straßen und Wegen uns dann auch bis November erhalten bleiben. Wahrscheinlich spült der nächste Starkregen alles in die Kanalisation. Das Reinigen der Sandfilter dürfte dann teurer sein als eine Rundfahrt mit der Kehrmaschine...



    Die privaten Flächen sehen zumindest hier am Kaiserkai schon wieder tiptop aus ;-)


    Hafenhaase