Liebe Forumler,
nachdem mir mal wieder der nächtliche Lärm den Schlaf geraubt hat, habe ich einen öffentlichen Brief verfasst und abgeschickt. Diesen und die darauf folgende Korrespondenz möchte ich in diesem Beitrag dokumentieren. Kommentare erwünscht!
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(25.03.2015, gesendet an Hochtief, Hafencity GmbH, Hafencitynews)
ÖFFENTLICHER BRIEF AN DIE VERANTWORTLICHEN DES ELBPHILHARMONIEBAUS:
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem es letzte Nacht mal wieder unerträglich laut auf der Baustelle der Elbphilharmonie war, möchte ich sie auffordern, einige Missstände in unserer Straße umgehend zu beseitigen.
Leider nehmen die nächtlichen Lärmbelästigungen wieder zu. Insbesondere auf dem Vorplatz der Elbphilharmonie werden Nachts laute Arbeiten durchgeführt, rangiert (auch ständiges lautes Piepen der Rückwärtsfahrer). Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass in unmittelbarer Nachbarschaft Familien wohnen, die Nachts schlafen müssen? Leider haben viele der Anwohner ihre Zimmer zur Straßenseite und somit keine Chance dem von Ihnen verursachten Lärm zu entgehen. In der Zeit von 22 - 7 Uhr gibt es eine gesetzliche Nachtruhe, die es einzuhalten gilt. Ich bitte Sie, diese Zeiten zu berücksichtigen und nachts nur Arbeiten im Inneren der Elbphilharmonie durchzuführen.
Weiteres Ärgernis und nicht hinnehmbar, sind die unkoordinierten An- und Abtransporte durch Last- und Lieferwagen. Die anfangs noch eingerichtete Kontrollhütte am Eingang zum Kaiserkai ist ja bekanntlich schon sehr lange wieder abgebaut, und dadurch kamen auch die Probleme zurück. Die Rangier-, Auslade- und Parkfläche erstreckt sich nun schon bereits an unserem Haus (Nr. 56) vorbei und behindert nicht nur unsere Garagenausfahrten und den Verkehr im allgemeinen, sondern im Ernstfall auch Rettungswagen!
Zudem lassen die wartenden Lastwagen ihre Motoren direkt unter unseren Fenstern einfach laufen und dieseln in unsere Wohnräume, was äußerst gesundheitsschädlich ist. Sowohl Schlafräume, Kinderzimmer und Küchen, befinden sich direkt oberhalb der Auspuffrohre. Bitte koordinieren Sie ab sofort besser, und lassen Sie nur jeweils einen Transport zur Zeit zu, und dieses nur tagsüber.
Weisen Sie ihre Mitarbeiter und Subunternehmer an, unsere Straße nicht als Dauerparkplatz zu verwenden - die Parklücken sind Teil des alltäglichen Lebens und sind für Besucher der Geschäfte und Anwohner geschaffen worden. Parken Sie zudem nicht die Fahrstreifen und Gehwege zu.
Respektieren Sie die Tatsache, dass Sie in einem Gebiet arbeiten, das bewohnt ist und üben Sie entsprechende Rücksichtnahme.
Ich hoffe auf eine baldige Verbesserung der Situation. Dieser Brief ist an verschiedene Institutionen gesendet worden, mit der Hoffnung, die Verantwortlichen zu erreichen. Auch eine Stellungnahme wäre wünschenswert. Falls diese Aufforderung keine Veränderung mit sich führt, sehen sich die Anwohner leider gezwungen andere Schritte einzuleiten und ich hoffe natürlich, dass dies nicht geschehen muss, um wieder Normalität in den Kaiserkai zu bekommen.
Mit freundlichen Grüßen
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(31.03.2015, Antwort von Hochtief)
Sehr geehrter....,
vielen Dank für die Hinweise aus Ihrem öffentlichen Brief vom 25.03.2015, zu denen wir im Folgenden kurz Stellung nehmen möchten.
Sie beschreiben im Wesentlichen zwei Missstände. Zum einen lärmintensive Nachtarbeit und zum anderen logistische Probleme „Am Kaiserkai“.
In der Nacht vom 24.03.2015 auf den 25.03.2015 wurden leider lärmintensive Arbeiten nach 22.00 Uhr ausgeführt. Auf Ihren berechtigten Hinweis hin wurden diese eingestellt. Für die Zukunft haben wir unsere Prozesse derart umgestellt, dass lärmintensive Arbeiten zwischen 22.00 und 07.00 Uhr vermieden werden bzw. nicht mehr stattfinden.
Das von Ihnen erwähnte Verkehrsproblem in der Straße „Am Kaiserkai“ erkennen wir auch, sehen die Ursachen hierfür allerdings nicht bzw. nicht ausschließlich bei uns angesiedelt.
Zur reibungslosen Koordination der Lieferlogistik wurde ein Logistiksystem installiert. Lieferungen erfolgen ausschließlich nach erfolgter und bestätigter Anmeldung, die Zufahrt zur Baustelle erfolgt nur in einem zugeteilten Zeitfenster. Es erfolgt keine direkte Anfahrt zur Baustelle, alle Lieferungen fahren eine Vorstaufläche am Baakenhafen an. Von dort erfolgt die Zufahrt zur Baustelle just-in-time direkt auf die Baustelle.
Dieses System wird sehr erfolgreich seit einem Jahr umgesetzt. Die „Kontrollhütte“ wurde mit dem Beginn des Brückenneubaus in den ersten 8 Wochen der neu eingeführten Regelung der Anfahrt über die Vorstaufläche installiert, um alle einfahrenden Fahrzeuge auf eine Genehmigung hin zu prüfen oder diese ggf. direkt in die Vorstaufläche umzuleiten. Nach 8 Wochen hatte sich dieses System dann soweit etabliert, dass von der Weiterführung dieses Kontrolldienstes abgesehen werden konnte. Sollte wider Erwarten dennoch ein Fahrzeug die Elbphilharmonie direkt und ohne Anmeldung anfahren, wird dieses sofort über die eingerichtete Wendeschleife in den Baakenhafen geschickt.
Jedoch beobachten auch wir eine zunehmende Verstopfung der Straße durch Lieferverkehr. Diese Fahrzeuge gehören jedoch i. d. R. nicht zur Elbphilharmonie sondern zum Brückenneubau, Ausbautätigkeiten in Anrainergebäuden oder Lieferverkehr für Gastronomie und Einzelhandel. Zusätzlich parken auch oft PKW in zweiter Reihe. Die Summe der vorgenannten Falschparker behindert zwar auch unsere Logistikprozesse, jedoch haben wir hier leider keine Möglichkeit der direkten Einflussnahme.
Im Logistikkonzept der Elbphilharmonie wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es keine Parkplätze auf dem Baufeld oder in unmittelbarer Umgebung des Bauvorhabens gibt. Ferner verweisen wir auf einen Handwerkerparkplatz am Lohseplatz.
Bitte entschuldigen Sie die entstandenen Unannehmlichkeiten und sprechen uns auch zukünftig auf kurzem Weg direkt an, falls es wider Erwarten noch einmal Beeinträchtigungen aus unserem Zuständigkeitsbereich kommen sollte.
Freundliche Grüße/Best regards
Projektleitung
Elbphilharmonie Hamburg
HOCHTIEF Building GmbH
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(01.04.2015, Antwort an Hochtief)
Sehr geehrter Herr ..........,
erst einmal vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme und das entgegengebrachte Verständnis. In der Tat wurde es Nachts bereits besser.
Was die anderen Missstände angeht, besteht aber weiterhin Handlungsbedarf, wie sich heute Morgen wieder einmal mehr als bestätigte. Um 7 Uhr wurden wir durch laute Dieselmotoren und Abgase geweckt. Selbst nach Schließen der Fenster und Tragen von Ohrstöpseln waren die Geräusche immer noch gut hörbar. Die Motoren liefen ein HALBE STUNDE direkt vor unserem Haus.
Sie sprechen von einem „reibungslosen“ Ablauf – das hört sich sehr schön an, entspricht aber leider nicht der Realität. Natürlich fahren auch andere Fahrzeuge notwendigerweise durch unsere Straße, aber wir wissen auch durchaus selbst zu differenzieren, ob es sich um einen Transport zu Ihrer Baustelle handelt oder nicht. Wenn zum Beispiel ein 30-Tonner mit großen Eisenteilen vorm Fenster dieselt, dann glaube ich nicht, dass dies eine Lieferung für die Gastronomie ist. Oder wenn vor unserem Haus Paletten mit Material abgeladen werden, die dann anschließend zu Fuß mit einer ‚Katze‘ zur EP-Baustelle gezogen werden bestimmt auch nicht. Wäre es nicht möglich, jemanden zu beauftragen, der umherläuft, koordiniert, die Fahrer anspricht und dafür sorgt, dass die Straße frei bleibt?
Sie sprechen weiterhin von dem ‚wieder wegschicken‘ von Fahrzeugen. Das ist uns bisher nicht aufgefallen. Außerdem macht es die Sache auch nicht viel besser, wenn dadurch die Fahrzeuge 4x anstatt 2x an uns vorbei müssen.
Dass die Fahrzeuge, die auf diesem Abschnitt des Kaiserkais „i. d. R.“ nicht zu ihrer Baustelle gehören, können wir nicht bestätigen, und weisen diese Aussage als haltlos zurück. Dass es in dem gesamten Verlauf des Kaiserkais zu Lieferungen an die unterschiedlichsten Gewerbe kommt, und somit zu Behinderungen, stimmt aber.
Die heutigen Zustände habe ich Ihnen als Fotografien angehängt. Dort ist zu sehen, wie sich die Situation heute Morgen zu verschiedenen Zeiten dargestellt hat. Man sieht sehr schön, was wir Anwohner tagtäglich ertragen müssen. Es zeigt auch, dass die gesamte rechte Seite am Ende der Straße von Ihren Fahrzeugen als Parkplatz genutzt wird. Wenn zum Beispiel diese Fahrzeuge dort nicht den ganzen Tag stehen würden, könnten dort Ihre Transporte für ein paar Minuten warten, bevor sie in die Baustelle einfahren, und nicht vor den Wohnhäusern.
Bitte veranlassen Sie alles Nötige um die Situation zu verbessern und für die Anwohner erträglich zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
(Als Anhänge wurden Fotos von zwei Schwerlastenkränen, wartend heute morgen unter unserem Schlafzimmerfenster, und dem vollgeparkten Fahrstreifen vor der Elbphilharmonie mitgeschickt)
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